Der Oberbürgermeister von Horb und Abgeordnete des Baden-Württembergischen Landtages Michael Theurer (FDP) hatte für Montag, dem 25. Juni, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung mit dem Motto „… am besten gar nicht erst zulassen, daß Rechtsradikale einen Fuß in die Tür bekommen“ geladen.
Als Redner war der sächsische FDP-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Dr. Jürgen Martens, seinerseits Vorsitzender des Innen- und Rechtsausschusses, zugegen.
Außer ihm fanden etwa 35 bis 40 Interessierte den Weg ins Versammlungslokal. Damit war die Veranstaltung für örtliche Verhältnisse ausnahmsweise relativ gut besucht.
Auch ein halbes Dutzend junger Nationalisten ließ es sich nicht nehmen, der Veranstaltung beizuwohnen. Eine Tatsache, die bei den Verantwortlichen sichtlich ein mulmiges Gefühl auslöste. Auch die Presse interessierte sich für die jungen Leute, konnte zu ihrem Bedauern jedoch keine Glatzen und Springerstiefel, sondern nur freundlich lächelnde junge Menschen vorfinden.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde es allen Besuchern verboten, Fotos zu machen. Wortmeldungen durften erst nach dem Vortrag getätigt werden, wobei die Redezeit der Fragenden auf drei Minuten begrenzt war. Alle Besucher hatten sich in eine Anwesenheitsliste mit vollen Namen und Adresse einzutragen, ob sie wollten oder nicht. Wirklich freiheitlich hat man sich dabei nicht gefühlt.
Nun gut, Herr Dr. Martens sollte sich nun anschicken, die Anwesenden über die vermeintliche Bestie von Rechts aufzuklären. In seiner holprig vorgetragenen Rede reihte der zugereiste Referent eine Halbwahrheit an die andere und verstieg sich immer wieder zu gravierenden Falschaussagen.
Für mit entsprechendem Vorwissen ausgestattete Zuhörer klangen die von Martens erhobenen Auslassungen eher kläglich und märchenhaft. Doch Bürger, die nicht viel zum Thema wußten und sich an diesem Abend informieren wollten, saßen dem Redner mit offenem Mund gegenüber. Was da für ein Bild von der nationalen Opposition gezeichnet wurde, ließ bestimmt so Manchem einen kalten Schauder über den Rücken laufen.
Als die Fragerunde eröffnet wurde, reichten drei Minuten pro Person bei weitem nicht aus, um die vielen Falschaussagen von Herrn Martens zu korrigieren. Hierzu wäre sicherlich eine halbe Stunde Redezeit notwendig gewesen.
Als jedoch aus den Reihen der Nationaldemokraten immer wieder Meldungen kamen, wurde der Moderator des Spektakels, der Horber Oberbürgermeister Theuer, sichtlich nervös. Ein Eingreifen verkniff er sich allerdings.
Dr. Martens scheute sich nicht, die NPD als eine gewaltverherrlichende und gewalttätige Partei darzustellen. Mit unangenehmen Fragen konfrontiert, musste er später jedoch kleinlaut einräumen, dass ausgerechnet seine eigene Frau vor einiger Zeit wegen Beleidigung und Ankündigen einer Straftat angezeigt worden war. Sie hatte NPD-Wahlkampfhelfer mit den Worten „Ihr Nazischweine, Eure Plakate hängen hier sowieso nicht lange“ beschimpft.
Spätestens jetzt wurde die Nervosität des Herrn Martens spürbar. Seine wippenden Beine signalisierten dem Beobachter eine innere Unruhe und Martens fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Es war somit auch nicht verwunderlich, daß es den Redner aus dem fernen Sachsen nicht lange in Horb hielt.
Für die nationalen Aktivisten hatte sich der Besuch der Veranstaltung jedoch allemal gelohnt. Beeindruckt von dem beherzten Verhalten der Nationalen, baten nach dem offiziellen Ende zahlreiche Bürger um Einladung zu einer NPD-Veranstaltung. Interessante Diskussionen kamen ebenfalls zustande. Die Wortergreifungsstrategie der NPD greift auch im Südwesten!
Als Fazit bleibt außerdem festzuhalten, daß es – mit Ausnahme des unter die Gürtellinie zielenden Vortrags des Referenten Dr. Martens – eine recht faire Veranstaltung war. So soll an dieser Stelle auch ein Dank an Bürgermeister Theurer für seine demokratische Leitung der Veranstaltung ausgesprochen werden. Der Abend war – trotz klarer Positionen – durch gegenseitigen Respekt der meisten Besucher gekennzeichnet und kann als Erfolg für die nationale Opposition und die Demokratie allgemein betrachtet werden.
Peter F. V. Deckert