Das Volk als Ganzheit
Das Zentralproblem dieser Anthropologie heißt: Volk als Ganzheit überpersönlichen Lebens, Volk als Lebensgrund, als Lebens- und Schicksalsraum, daraus alles persönliche Leben der Volksgenossen herauswächst, darin sich alles persönliche Werden vollzieht und erfüllt, in dem es seinen Beitrag liefert zur Erfüllung der geschichtlichen Sendung und der schicksalhaften Bestimmung des Volksganzen in seinem Werdegang.
Das Prinzip der Ganzheit ist zuletzt nur erfüllt im Weltall, das als Unendliches über den Gestirnen steht. Diese sind teilhaft, tragen aber wiederum das Ganzheitsprinzip in sich: sie bilden unter ihrem Eigengesetz das Ganze in sich ab (Mikrokosmos). Sie sind am Beispiel unseres Planeten weiter untergliedert in Tier- und Umwelt, die verschiedenen menschlichen Großrassen, welche sich über die Stämme und Sippen bis hin zur Familie und damit den Einzelpersonen aufgliedern. Der Weg des ganzheitlichen Weltbildes geht notwendig von oben nach unten, vom Ganzen zum Glied, zum Einzelnen. Alle einzelne, d. h. eigengesetzliche Wirklichkeit kann nur erfaßt und gedeutet werden im Zusammenhang des Ganzen. Der Mikrokosmos wird zum Erkenntnisgrund und Erkenntnismaßstab des Makrokosmos – man kann also nur das Große, das Ganze begreifen, wenn man die ihm untergeordneten Glieder erkennt und versteht. Hätte das All noch einen über sich hinausweisenden „Sinn“, so wäre es nicht das letzte Ganze, sondern einem Höheren unterworfen und eingefügt. Ein Mensch kann sich über das Ganze, dem er eingegliedert ist, so wenig erheben wie über das Eigengesetz und das geschichtsbildende Schicksal. Aber er kann zum Verstehen des Sinns und der Sinnzusammenhänge sich erheben. Seine höchste Erkenntnismöglichkeit ist dann erfüllt, wenn es ihm gelingt, unter den Bedingungen und Beschränktheiten seines Eigenlebens alle einzelnen Gegebenheiten und Aufgaben vor dem Hintergrund des Ganzen zu erkennen und im Zusammenhang des Lebensganzen zu erfassen. Damit gibt er die ihm mögliche Antwort auf die Sinnfrage, gewinnt er die ihm zustehende ewige Wahrheit.
Nie kommt man vom Einzelmenschen zu Volk und Staat, vom einzelnen Gewinnstreben zur Volkswirtschaft, von der Zellenlehre zum Organismus, vom Punkt zum Kreis. Auf der Stufenleiter der Ganzheiten haben in der Wirklichkeit und im Menschenbild deren zwei besondere und entscheidende Bedeutung: Person und Volk. Um sie kreist auch das nationalistische Welt- und Menschenbild.
Ich bin in meiner Person eine eigengesetzliche Ganzheit. Diese Grunderkenntnis darf nicht verschüttet werden. Es gilt also weiterhin der leitende Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, womit das Eigen in jeder Gestalt nicht aufgehoben, sondern einem höheren Ganzen sinnhaft eingeordnet ist. Die persönliche Ganzheit ist indessen nicht selbstgenügsam und selbständig: Persönlichkeit erfüllt sich nicht in sich selbst, sondern in Gliedschaft an einem höheren Ganzen.
Ich finde mich nicht als eine Zweiheit aus Leib und Seele oder als Dreiheit aus Leib, Seele und Geist. Mein Lebensgefühl bestätigt mir vielmehr meine persönliche Einheit, die sich in verschiedenen Wirkarten und -richtungen entfaltet. Ich habe ein leibliches „Außen“ und ein seelisches „Innern“. Mein Leben vollzieht sich durch Arbeit und Kampf und in Auseinandersetzung mit der natürlichen Umwelt. Was immer an mich herankommt, wird gemäß meinem Eigengesetz notwendig aufgenommen, assimiliert, umgebildet oder abgestoßen. Darin allein kommt die Person zu ihrer Reife: sie ist und bleibt Mittelpunkt ihrer Eigenwelt und Maß aller Dinge – weil sie ihrer Art nach gar nicht anders kann. Niemals aber hat die Person die Möglichkeit, ein selbstgenügsames und selbständiges Leben zu führen. Sie ruht nicht in sich selbst, sondern kommt ihrer Abstammung nach her aus einer Lebensgemeinschaft, deren Glieder ihre Eltern sind. In jedem Augenblick ihres Lebens ist Gemeinschaft die unverletzliche Voraussetzung ihres Wachsens und Werdens, in der Gemeinschaft erfüllt sich der Sinn ihres Eigenlebens. Indem der Einzelne in seinem Wachsen und Werden Gehalte und Formen des Gemeinlebens assimiliert, erwächst er zu ihrem reifen
Glied.
Schon der natürliche Geschlechtsunterschied in männlich und weiblich samt dem Zeugungsvorgang bekunden, daß der Einzelne nicht selbstgenügsam, sondern Glied einer übergeordneten Lebenseinheit ist – leiblich nicht minder als seelisch und geistig. Das Wachstum vom befruchteten Ei zur persönlichen Reife bringt die gebundene Gliedschaft: Stoffwechsel und Erziehung, Ausgliederung und Eingliederung bekunden wie Geburt und Tod, daß Einzelleben sich in immerwährender Teilhabe an einem Leben höherer Art vollzieht, daß Einzelleben in seiner Eigengesetzlichkeit stets nur Aus- bzw. Umformung eines Gesamtlebens ist. Wie nun aber Leben des Einzelnen Teilhabe an höherem Leben ist, so geht wiederum höheres Leben durch Einzelleben hindurch vorwärts und tritt nur in diesem in Erscheinung. Das Glied ist nicht ohne das Ganze, das Ganze aber auch nicht ohne die Glieder: beide sind nur ineinander und miteinander wirklich. Doch stets so, daß das Gesetz des Ganzen über der Eigengesetzlichkeit des Gliedes steht.
Außerhalb der Gemeinschaft besitzt der werdende Einzelne keine Möglichkeit der Existenz und des Lebens. Der reife Einzelmensch kann von der Gemeinschaft gesondert vegetieren – als Einsiedler und Einzelgänger, als Ausgestoßener, als Gefangener, als Verschlagener. Er trägt aber auch die Möglichkeit der Umgliederung in sich: als Auswanderer, Kolonist, Siedler. Ausgliederung aus der Ursprungsgemeinschaft und Eingliederung in einen anderen – schon vorhandenen oder neuwerdenden – Lebenszusammenhang, enthält in sich eine ganze Reihe geschichtlicher Gestaltungsmöglichkeiten, wie wir sie z.B. in vier Jahrhunderten sich auf dem Boden Nordamerikas haben vollziehen sehen.
Das Wachstum jedes Einzelnen vollzieht sich in doppelter Polarität. Einmal durch den Ernährungs- und Assimilationsvorgang, welcher eine Anpassung an das von außen Hereinkommenden darstellt. Der einzelne wird selbst heraufgezogen, angepaßt, eingegliedert, typisiert. Zweitens aber ist dieser äußere Vorgang des Wachsens und Reifens ergänzt durch einen inneren Prozeß: das Werden des einzelnen geschieht aus der Lebenssubstanz der Gemeinschaft. Er ist reifes Glied geworden, wenn er das Vollmaß dieser Lebenssubstanz in sich aufgenommen und unter seinem Eigengesetz zur Darstellung gebracht hat. Durch den Aufstieg der gemeinschaftlichen Lebenssubstanz in den Einzelnen werden diese zur Zeugung und Fortpflanzung befähigt. So geht der Strom gemeinsamen Lebens durch die Kette der Generationen.
Menschentum ist nun dadurch von der Tierheit unterschieden, daß der Generationenwechsel nicht nur einfach in den heraufkommenden Gliedern den Status der vorhergehenden Reihe wiederherstellt und gleichförmig wiederholt. Der Mensch untersteht vielmehr dem geschichtlichen Wandel. In der Persönlichkeit höchsten Grades, dem Schöpfer- und Führertum, tritt die Lebenssubstanz der Gemeinschaft unter dem persönlichen Eigengesetz (der Anlage und Begabung) dermaßen gesteigert in Erscheinung, daß ein Ausbruch in der schöpferischen und bewegenden Tat erfolgt. In ihr hat die geschichtliche Region Wurzel und Anfang. Neue Gestalt und Bewegung kommt mit dem Führer, dem schöpferischen Staatsmann, dem Propheten, dem Dichter. Sie werden zu Repräsentanten ihres Lebensganzen – in ihnen erfüllt sich dessen Schicksal, aus ihnen kommt die geschichtliche Bewegung, der Aufbruch.
Persönlichkeit ragt in dem Maße über die Person herauf, als sie für einen größeren Lebensbereich Wirkungsmöglichkeit erlangt und zu repräsentieren vermag. Mit Persönlichkeit ist darum auch eine Wertung der Person verbunden gemäß ihrer Leistung für das Ganze: nicht „Allen das Gleiche“, sondern „Jedem das Seine“ entsprechend seinem auf Leistung begründeten Eigenwert.
Kein Einzelmensch lebt aus sich und für sich: sein Seelentum, sein Wachsen und Werden wurzelt in den lebendigen Untergründen der Gemeinschaft, ist deren Art- und Richtungsgesetz unterworfen, wird daraus gespeist und geführt. Die äußere Einwirkung der „Umwelt“ entspricht nur einer Ergänzung.
Es gibt eine und nur eine Ganzheit überpersönlichen und gemeinschaftlichen Lebens, die den Charakter der Selbständigkeit, der Vollständigkeit, der Selbstbestimmung und Selbstgenügsamkeit in sich trägt. Diese Ganzheit kann im Verlauf der Geschichte ihre Maße, ihre Erstreckung ändern: die Geschichte des deutschen Volkes steigt auf aus den ganzheitlichen Kleinstämmen der Germanen in der Römerzeit zu den Großstämmen, über denen das mittelalterliche Reich sich erhob, zum einheitlichen und ganzheitlichen Volkstum im Dritten Reich. Die entscheidende Ganzheit ist für uns also gegeben im deutschen Volk, aber – da der Staat im Ganzen notwendig mitenthalten sein muß – im völkisch- politischen Gemeinwesen der Deutschen. Das Volk ist für alle seine Glieder Lebensgrundlage, Lebens- und Schicksalsraum, in dem sie ihre persönliche Bestimmung, den Sinn ihres Lebens erfüllen.
Jedes einzelne Leben trägt in sich den Sinn, sich selbst zu entfalten, die in ihm angelegte Richtung und Gestalt zur Erfüllung zu bringen. Indem Einzelleben den ihm einwohnenden Sinn erfüllt, weißt es zugleich über sich selbst hinaus auf ein höheres Leben, dem es eingegliedert ist. Entscheidend dafür ist als Ganzheit höheren Lebens das Volk. So lehrt die Weltanschauung, so lehrt eine von ihr her erschlossene Wirklichkeitserkenntnis wissenschaftlicher Art, die der Beweispflicht unterliegt.
Wenn der Individualist allerdings meint, er könne nach Willkür seinem Leben eine beliebige Weltanschauung zuordnen und einen Sinn des Lebens nach freier Wahl setzen, so redet er blauen Dunst. Wenn die Weltanschauung die Wirklichkeit verfehlt, hängt sie im leeren Raum und mit ihr spielen Wellen und Wind. Diese Sätze entbehren also jeglicher willkürlicher Annahme – Glauben und Wissen werden hier eins.
Ein Volk ist durch seine Generationen hinweg durch das Prinzip des Ahnenschwundes fest zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Ahnenforschungen haben ergeben, daß der Heiratskreis im deutschen Volksraum in der Regel nie eine Grenze von 4 km überschritt. Das bedeutet, daß nicht in jeder Generation neue Erblinien hinzugekommen sind, sondern sich die Sippen und Stämme untereinander im Erbgut vereinten. Jeder Elternteil hat in naturgesetzlicher Weise zwei Vorfahren, diese wiederum jeweils zwei und so weiter. Die Anzahl der Ahnen errechnet sich also zyklisch, d.h. 2 hoch der Menge der Ahnengenerationen. Derselben Rechnung zufolge würde man jedoch schon in der 20. Ahnengeneration auf über eine Millionen Ahnen stoßen. Dies würde zu der Annahme verleiten, daß jeder heute lebende Mensch Millionen von Vorfahren gehabt haben muß. Die Gegebenheiten weißen jedoch einen anderen Schluß: die Familien und Sippen sind im Laufe ihrer Entstehung durch Überkreuzungen zu einem festen Ganzen – dem Volk – zusammengewachsen. Sie bilden nicht nur eine geschichtliche, sondern auch eine blutliche Einheit, die sie zur Lebensganzheit fest zusammenschweißt.
Der Fundamentalsatz der völkischen Weltanschauung wie auch der wissenschaftlich beweispflichtigen Wirklichkeitserkenntnis lautet: die Ganzheit völkischen Lebens trägt alles in sich und erzeugt alles aus sich, was dem eingegliederten Einzelmenschen für sein Entstehen und Wachsen, für sein Reifen und seine Sinnerfüllung lebensnotwendig ist. Es gibt weder innerhalb noch außerhalb des völkischen Lebensganzen irgendeine gemeinschaftliche Lebensganzheit, die denselben Höchstgrad an Selbständigkeit, an Vollständigkeit und Selbstgenügsamkeit in sich trüge. Zum lebendigen Volk gehören nicht nur die
gliedhaften Einzelmenschen (Volksgenossen), sondern alle nötigen Lebensgebiete und Lebensfunktionen, in denen sich Werden und Sinn des Einzellebens erfüllt: völkische Politik, völkische Lebens-, Arbeits-, Wirtschafts- und Rechtsordnung, Sprache, Kunst, Wissen, Erziehung samt ihren Organen. Nicht ist damit gesagt, daß ein Volk in einzelnen Lebensfunktionen jederzeit den ihm möglichen und vorbestimmten Höchstgrad der Vollkommenheit besitze: es geht in seiner Geschichte bergauf oder bergab, artet sich auf oder entartet, hat Zeiten der Schöpfung und Offenbarung oder der Leere, des Stillstehens und des Verfalls.
Das Volk, als größte organisch gewachsene Einheit, trägt alle notwendigen Lebensfunktionen und -inhalte in sich und erzeugt sie aus sich durch seine schöpferischen Menschen. Es gibt innerhalb und außerhalb des Volkes keine andere Gemeinschaftsart, kein anderes Gemeinwesen, für das derselbe Satz zuträfe und in Anspruch genommen werden könnte. Alle inner- und übervölkischen Ordnungen gehen aus von einer einzelnen Lebensfunktion (Religion, Wirtschaft, Berufs- und Klasseninteressen, Politik usw.). Volk ist tragende Existenzgrundlage für alle inner- oder übervölkischen Gemeinschaftsordnungen und
Sozialgebilde.
Damit ist auch das Verhältnis von Volk und Menschheit klargelegt. Ganz gewiß ist Menschheit wesentlich mehr als eine Art der Tierwelt. Gemeinsamkeiten in allen Lebensweisen und Lebensfunktionen gibt es über die rassischen und völkischen Grenzen hinaus so viel, daß Menschheit notwendig als menschliche Lebensganzheit gelten muß. Aber Menschheit ist keine Lebensgemeinschaft, keine wirkliche Lebenseinheit, sondern bleibender Rahmen für die kommenden und gehenden Lebensgestalten und -wirklichkeiten der Völker. Alle Humanitätsweltanschauungen, alle Menschenverbrüderungen sind in der Ideologie steckengeblieben und haben die Wirklichkeit übersprungen oder sind weit vor ihr gescheitert.
Einst hat das Lebensgefühl der Ganzheit den Grundstock germanischer Weltanschauung ausgemacht. Die Blutgebundenheit in den Lebensordnungen konnte keiner verlieren, er mochte sich aufrecken, wie ein Felszacken über seine Umwelt erheben, gleich dem Skalden Egil, der als isländischer Bauer einen Privatkrieg gegen die norwegische Königssippe führte und Heerführer im angelsächsischen Königsdienst war; er mochte als schweifender Recke oder als Wiking durch die weite Welt streifen: unverlierbar ging die Blutgebundenheit in seine Lebensgemeinschaft mit ihm. Darum ging auch sein Recht und seine Ehre mit ihm, wo immer er sich aufhalten mochte. Auf dem Boden blutgebundener Ganzheit entfaltet sich ein Reichtum an Individualgestalten, davon die germanische Welt ihr Gepräge empfing. Es konnte aber keinem einfallen, „Individualist“ zu spielen: keiner führte ein Leben aus sich selbst und für sich selbst. Jeder stand mit seinem persönlichen Leben in der Gebundenheit der Sippe, des Männerbundes, des Stammes, des Volkes.
Mit der Wiedergeburt germanischen Lebensgrundgefühls in der völkisch-politischen Weltanschauung, heraufgeführt aus den gesundgebliebenen rassischen Lebensuntergründen des deutschen Volkes durch die nationale Revolution, wird abermals ein neuer Abschnitt in der Geschichte anheben: Germanentum steigt im neuen Deutschtum auf zu seiner großen Mission an der Geschichte.